Wenn man immer wieder von Zuhause und von seinen Liebsten getrennt ist, merkt man, dass es verschiedene Nuancen von Heimweh gibt.
In Kanada war es das völlig überraschende, alles überlagernde Heimweh. Sobald ich auch nur eine Sekunde alleine war oder über meine Familie geredet habe oder sogar nur an sie gedacht habe, sind die Tränen geflossen. Sobald ich dann wirklich Zeit hatte, zu grübeln, also zum Beispiel abends im Bett, wurde es richtig schlimm und wenn mein Stolz nicht gewesen wäre, wäre ich nach einer Woche wieder nachhause geflogen. Aber ich hab das überwunden, und auch wenn es nie wirklich weg geht, man gewöhnt sich daran. Nach vier Monaten hatte ich mich daran gewöhnt.
Viel schneller gewöhnte ich mich aber wieder an zuhause.
Die zweite Nacht in Niederbayern (in der ersten Nacht ist man immer zu beschäftigt um zu denken. Je weiter man von daheim weg ist, desto länger dauert es, bis man alles realisiert.) war dann zwar lange nicht so schlimm wie damals in Kanada, aber trotzdem war es irgendwie das gleiche Muster. Ich war den ganzen Tag zu beschäftigt um nachzudenken und abends im Bett hab ich mich dann furchtbar einsam gefühlt. Aber diesmal hab ich mich viel schneller daran gewöhnt und der Riesenvorteil war natürlich auch, dass ich spätestens alle 10 Tage heimgekommen bin.
Hier in Dänemark hatte ich die eine Woche Urlaub um mich an das Land zu gewöhnen. Das war schon mal hilfreich. Außerdem bin ich jetzt natürlich auch schon "routiniert" im Heimweh haben. Ich kann mir dieses Mal wirklich etwas vornehmen, mache Pläne fürs Wochenende und kann alles ganz anders sehen als in Kanada.
Trotzdem bin ich im Moment wieder mal so weit, dass ich am liebsten heimfahren würde. Jetzt sofort ins Auto steigen, bis morgen früh wäre ich daheim und alles wäre wieder "gut". Natürlich will ich das nicht wirklich, ich hab mich ja bewusst dafür entschieden, diese Erfahrung hier zu machen, aber verlockend ist der Gedanke trotzdem.
Natürlich vermisse ich vor allem meinen Freund und ich bin im Nachhinein wirklich mehr als froh, dass wir uns nicht vor Kanada kennen gelernt haben. Ich weiß nicht, wie ich das hätte aushalten sollen. Jetzt wirken ja dreieinhalb Wochen schon lang...
Gleich bleibend ist aber, dass ich schlecht schlafe, sobald niemand in der Nähe ist, der mich lieb hat.
Jedenfalls ist das meine Theorie. Sobald ich irgendwo alleine bin, schlafe ich schlecht. Ich brauche lang um einzuschlafen und nachts wache ich mindestens 3x auf, um auf die Uhr zu sehen. Außer ich gehe so spät ins Bett, dass ich höchstens 6 Stunden Schlaf habe, aber dann kann ich am nächsten Tag nicht arbeiten.
Hier ist es das gleiche Muster wie in Kanada. Diese Praktikum ist viel einfacher, weil ich alles schon mal erlebt habe. Vom Praktischen her natürlich, weil mich eigentlich nichts mehr überraschen kann, aber auch vom Drumherum. Ich weiß, dass ich am Anfang die Außenseiterin bin und wahrscheinlich auch bleiben werde, weil 4 Wochen nicht reichen, um das zu ändern. Ich weiß aber auch, dass im Nachhinein alles wunderbare Erinnerungen sein werden. Als ich noch in Kanada war, wollte ich das nie glauben, aber jetzt im Nachhinein muss ich wirklich überlegen, um außer Heimweh die negativen Seiten aufzählen zu können.
Trotzdem hoffe ich im Moment, dass die Zeit schnell vergeht und ich bald wieder zuhause bin.
Aber das sollte man ja auch hoffen, wenn daheim so viele tolle Menschen auf einen warten.
Gute Nacht,
Lisa
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